Mühle im Stander

Die Segelwindmühle in Lemkenhafen im Bezug zum Seglerverein Lemkenhafen , www.svlf.de

 

Als Lemkenhafener oder auch Nicht Lemkenhafener , als Segler oder auch als Nichtsegler , als Vereinsmitglied ggfs. auch als später eingetretenes Vereinsmitglied mag man sich die Frage stellen , wie kam die Mühle , das Wahrzeichen des Ortes , in den Stander des SVLF ?

 

Die Vorgeschichte:

Die Segelwindmühle mit Namen Jachen Flünk ,erbaut 1787 durch die in Lemkenhafen ansässige Kaufmannsfamilie Rahlff war und ist ein prägendes Wahrzeichen unseres Ortes.

Die Geschichte Lemkenhafens wurde in einer Zusammenfassung des Fehmarnschen Heimatforschers Peter Wiepert 1960 aufgeschrieben .Wohl über 50 Jahre hat er über Fehmarn recherchiert , in Dänemark , Norwegen ,wohl in gesamt Skandinavien, in den baltischen Staaten und ist immer wieder über Lemmekenhaven 'gestolpert' 

Und hier natürlich auch vor Ort und nicht zuletzt in der Gastwirtschaft und Pension , im Seeblick von Marianne und Kurt Kollbaum. 

 Er verkehrte hier oft, auch um alte Geschichten und Überlieferungen von 'den Alten' zu erfahren.

 

Teile dieser Zusammenfassungen kann man an verschiedenen Info-Tafeln an mehreren Plätzen im Ort nachlesen. Diese Tafeln und nicht zuletzt das Treffen in der Vorweihnachtszeit unter dem immer wieder sehr schön geschmückten Tannenbaum verdanken wir einer kleinen Gruppe von stolzen Lemkenhafenern , denen es immer wieder gelingt ,dieses hier 

auf die Beine zu stellen. Gesponsert von ihnen mit Glühwein , Kaffe und Kuchen für ALLE . Ein grosses Dankeschön hierfür !!

 

Aus Überlieferungen , Erzählungen , Nachforschungen , aus alten Dokumenten schrieb Peter Wiepert in über 30 Seiten seine Dokumentation über Lemkenhafen.

Wie daraus bekannt, hatte der Ort im 15.ten Jahrhundert ein Stadtrecht nach Lübschen Recht , also mit einem Recht der damaligen Hansezeit . Es gab ein eigenes Wappen und ein Siegel. Der Ort , besser die Stadt war damals und folgend weitere Jahrhunderte ein reger Handelsplatz , bedingt dadurch 

dass draußen 'op de Rhei' ( auf der Reede ) in unserer geschützten Bucht frachtführende Schiffe relativ gefahrlos ankern konnten.

Beladen - meistens mit Getreide , Grütze.. ,für die Fracht nach Skandinavien ,oft Norwegen, ...auch ins Baltikum. Entladen -meistens mit Holz aus diesen Ländern..    wurden sie durch die sogenannten Böter . Das waren Dorfbewohner, die mit kleineren Booten , oft flachgehende Kähne , die Waren bewegten. Es gab damals eine Bötergilde , also einen Zusammenschluss dieser wichtigen Personen , die wohl zur eigenen Fischerei ,

ggfs. einer kleinen Landwirtschaft ein gutes Zubrot für ihre Familien dazu verdienen konnten. 

 

Bekannte Kapitäne , Schifferfamilien und damalige Persönlichkeiten waren hier zu Hause. Auch wird von überaus hübschen jungen Damen berichtet , um die sich viele junge Männer bemühten. Nicht immer mit Erfolg , man sagte , die jungen Fraüleins trugen 'die Nase sehr hoch'.

Die Handelstätigkeit hier in Lemkenhafen und darüber hinaus war sehr gewinnbringend. 

Das jetzige leerstehende Jugendlandheim - gegenüber dem Restaurant Kapitänskajüte - mitten im Ort war das Kontor- Bürogebäude der zuvor erwähnten Familie Rahlff , der Familie , die die Mühle erbaute.

Zu erwähnen dazu sei noch, dass an Stelle des großen Neubaus der Fam. Petri ,direkt neben dem Hafenmeisterbüro des Seglervereins ein fünfstöckiger Speicher stand , der 1911 abgetragen und z.T. im Lemkendorf bei einem Landwirt wieder errichtet wurde.

 

Die Mühle beendete ihre Arbeit im Jahr 1954 .    Ich kann sagen , dass ich als kleiner Junge mit meinem Opa Franz auf einem kleinen Kastenwagen , gezogen von der Stute Fanny , als einer der letzten Kunden in diesem Jahr beim Müller Serck mit einigen Säcken Getreide , wahrscheinlich Roggen , zur Mühle fahren durfte , um dort wohl besonders feines Mehl mahlen zu lassen.

Ich erinnere heute noch genau , wie über eine besondere Technik die Säcke aufwärts durch eine Luke auf den Mahlboden gezogen wurden. Beim Abholen des Mehles war ich wohl nicht dabei.  Zu dem Pferd Fanny ist zu erwähnen ,dass es meine Familie mütterlicherseits am Ende des 2. Weltkrieges aus Ostpreußen bis nach Fehmarn genau auf diesem Kastenwagen gezogen hat.

 

In den Folgejahren verfiel die Mühle , in Stürmen brachen Flügel ab . Nur ein Flügel blieb in seiner ursprünglichen, besonderen Form erhalten. Man beachte hier die besondere Wölbung der Flügel , die ja mit Segel bestückt eine besondere Form der Kraftentfaltung dem Wind anbieten.

Der Heimatforscher Peter Wiepert erkannte das Elend der so einst sehr stolzen Segelwindmühle Er nahm sich der Sache an , gründete das Mühlenmuseum in Verbindung mit dem Heimatmuseum in Burg in den 1960iger Jahren.

Dem jungen Zimmermann Bruno Schör aus Lemkenhafen gelang es nach dem Muster des noch verbliebenen alten Flügels die Originalität der alten Flügelbaukunst zu übernehmen. Diese Flügel werden noch heute mit Segel bespannt.

 

In dieser Zeit ,den 1960igern , gab es nach dem 2. Weltkrieg auch in Lemkenhafen den ersten wirtschaftlichen Aufschwung. Die Fehmarnsundbrücke wurde gebaut , der Tourismus erwachte , damit die Gastronomie auch in der Gastwirtschaft und Pension Seeblick in Lemkenhafen.....Inhaber und Kneipier Kurt Kollbaum.

 

In diesem Wirtshaus, das mit anderen Vorbesitzern wohl schon Jahrhunderte bestand , entstanden weiterhin wie auch immer zuvor Ideen ,Visionen , auch Träume , letztendlich Umsetzungen besonderer Vorhaben.

Diese Kneipe , Gastwirtschaft mit ihrer sehr alten ,gemütlichen Einrichtung war auch unter Kurt Kollbaum ein Ort der Zusammenkunft mit Tanzveranstaltungen , Theaterabenden , Familienfesten , Könschnack , Kartenspiel und Spinnereien.

 

Und hier in dieser Kneipe wurde der Seglerverein , der SVLF ,gegründet. Geld war kaum vorhanden , Ideen genug.... Das Ziel war , den verschlammten alten Hafen zu neuem Leben zu erwecken. Die erste Kaimauer mit einer leichten Brücke wurde 1932 erbaut. Bis dahin gab es nur ein flach auslaufendes Ufer zum heutigen Hafenplatz .

Nach diesem ersten Ausbau passierte nichts mehr . Der Hafen versandete und vermodderte . 2 etwas größere Fischkutter hatten schon bei nur geringem Normalwasser  Probleme mit dem Ein-oder Auslaufen.

Kurt Kollbaum , aus dessen Kopf die Erneuerung kam , verstand es seine Begeisterung an wohlhabendere Freunde weiter zugeben.

Er verstand es bei Ämtern , in der Landesregierung in Kiel auf Wohlwollen zu stoßen und so gelang schließlich die erste Ausbaustufe.

 

Die Finanzierung war nicht einfach , er verbürgte sich mit Haus und Hof für seine Idee . Die Motivation und die Hilfsbereitschaft , auch die Leidensbereitschaft der Dorfbevölkerung war vorhanden , soll heißen : man half , wie man konnte , man ertrug durch den Ort gelegte leckende Spülrohre des ersten Saugbaggers mit verdreckten Straßen. Der westliche Parkplatz

entstand aus Hafenaushub und Spülgut . Später wurden Unmengen zur Aufschüttung der sogen. Blauen Siedlung verbracht...

 

Ich erinnere als junger Mann Kneipenabende , zu denen die alten Fischer in ihrem besten Zwirn erschienen , um ja nichts zu versäumen. Um dabei zu sein , weil etwas Großes in dem alten Dorf passierte. Um Gehör zu finden , wo denn nun genau die neu zu grabende Rinne entlang führen sollte. Schießlich folgte man der Empfehlung des letzten noch aktiven Fischers Matte Haye.

 

Da der jetzt große Saugbagger auch so seine Probleme mit größeren Steinen hatte , musste ein möglichst steinfreier Weg gefunden werden . So entstand der Knick in der Rinne.

Es sei mir erlaubt anzumerken , dass wenn man uns 'as jung Lüd' gefragt hätte, wäre mein, unser Vorschlag der direkte gerade verlaufende

Weg gewesen. Mein Freund Heino und ich waren seinerzeit die ersten , die Anfang der 1970ger mit einem 1.20m tiefgehenden Segelboot in den alten

Hafen einliefen.  Wir hatten sehr wohl die Einlaufpeilung von der Rhei kommend von den Fischern übernommen , nämlich um das Flach 

zwischen dem Warder und der gegenüber liegenden Halbinsel Spitzenort an der tiefsten Stelle zu erwischen.  Es brauchte die Peilung der hinteren Segelwindmühle über dem mittleren Fenster des Saales der Kneipe Seeblick.

Doch das eine und andere mal mussten wir , wenn die bewusst schiefe Trimmlage nicht reichte , über Bord und schieben.

Zwischen diesem äußeren Flach und der auch sehr flachen Hafenzufahrt gab es Platz und Tiefe auch für eine kleine Kreuz ohne Steine.

 

Ich möchte jetzt zurück kommen auf die Beziehung Mühle und Stander des SVLF. Was liegt und lag also näher in den neuen Lemkenhafener Aufbruchsjahren , als das eine mit dem anderen zu verbinden.

Hier der Heimatforscher Peter Wiepert und dort der Visionär Kurt Kollbaum : Hier der Ausbau der Segelwindmühle zu einem Museum, dort die Neugestaltung des Hafens , und damit aus heutiger Sicht auch die des Ortes Lemkenhafen. So sind beide Ereignisse miteinander verbunden.

 

Ich habe dieses aufgeschrieben , um den Lemkenhafenern , den Neulemkenhafenern , den Gästen , den Seglern , auch gerade den

Gastseglern einen Besuch der Mühle zu empfehlen. Für kleines Geld kann man hier Segelkraft , sehr alte Mechanik und Baukunst aus zurückliegenden Jahrhunderten ansehen , bewundern , verstehen und begreifen. 

Wir haben ja hier den neuen Mühlenwart Claus Blank ,der sich sehr ,sehr einbringt und auch das Flügelkreuz zum Drehen bringt. 

 

Gut , dass es Menschen gibt ,die das Gestrige erkennen und fürs Heutige erhalten.  Georg

 

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